30 August 2016

{Rezension} Die Kuppel von Peadar Ó Guilín

Die Kuppel
Peadar Ó Guilín
Fantasy
Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: Penhaligon (19. Januar 2009)
ISBN-13: 978-3764530112
Originaltitel: The Inferior / 01 The Bone Trilogy







Stolperzunge lebt in einer grausamen wilden Welt, beherrscht von Fleischfressern und in der Kannibalismus als selbstverständlich angesehen wird. Fressen oder gefressen werden bringt es genau auf den Punkt.

Er gehört zum Menschenvolk, immer auf der Hut vor anderen Jägern, die jede Gelegenheit nutzen, um schnelle Beute zu machen. Als er eines Tages mit seinem Bruder zusammen von einer Gruppe Panzerrücken überrascht wird, rettet er ihm das Leben, während dieser flieht. 

Solche Taten bringen hohe Anerkennung im Stamm. Für Stolperzunge ist das wichtig, weil er durch seinen Sprachfehler als Außenseiter gilt. Doch als er zurückkehrt muss er feststellen, dass sein Bruder ihn hintergegangen und alles anders herum geschildert hat. Ein Verrat, der diesen in der Hirarchie ganz nach oben katapultiert, während Stolperzunge nun in seiner Schuld steht.

Plötzlich verändern sich die Dinge. Einige der bisher nur unter sich bleibenden Bestien rotten sich mit Anderen zusammen, scheinen auf wundersame Weise miteinander kommunizieren zu können und greifen andere Völker vernichtend an. Zu jener Zeit fällt eine Spähre vom Himmelsdach und stürzt bei den Menschen nieder. Aus ihr entsteigt Indrani, eine Menschenfrau, die ganz anders ist, als jede einzelne Frau des Stammes.


Während Stolperzunge mit der niederen Aufgabe betraut wird, die fremdartige Indrani bei sich aufzunehmen und dabei immer mehr sein Herz an sie verliert, spitzt sich die kriegerische Lage unter den Bestien zu.


Seinem Bruder Wandbrecher ein Dorn im Auge, wird Stolperzunge auf eine Mission geschickt, die, ob erfolgreich oder nicht, für ihn das Ende seines bisherigen Lebens bedeutet...


Vorweg: Den Inhalt wiederzugeben war nicht leicht. Dieses Buch ist mit seiner Ungewöhnlichkeit ein harter Brocken und dennoch oder gerade deshalb faszinierend.

Es ist schwierig zu verstehen und noch viel schwieriger, sich darauf einzulassen. Diese Welt ist der komplette Gegensatz zu unserer Gegenwart. Unser Moralstand nicht kompatibel mit dieser Gesellschaft, wenn man sie so nennen darf.

Und genau diese Grenzschwelle zu überschreiten ist eine Herausforderung. Ich habe es gewagt und größtenteils nicht bereut.

Es brauchte ein bisschen, bis ich mich überhaupt mit den Gegebenheiten abfinden konnte. Es gab Stellen, die waren in meinem Kopf gar nicht vorstellbar, einfach nur horrormäßig. Schon die Darstellung, dass schwache Mitglieder (un)freiwillig geopfert wurden, um dem Stamm einen letzten Nutzen zu erbringen und es als heldenhaft angesehen wurde von anderen gegessen bzw. gefressen zu werden. Das war nicht einfach zu verarbeiten.

Das waren Gründe warum ich nach den ersten 100 Seiten wirklich überlegte dieses Buch wieder zur Seite zu stellen. Doch die Neugier war da schon allein durch die Hauptfigur Stolperzunge geweckt, der sich von Beginn an von den Anderen abhebt und mich durch sein trauriges Schicksal mitriss.

“Er stellte sich die einsamen Geister vor, die seinen Blick erwiderten und begierig darauf warteten, ihren Platz unter den Lebenden einzunehmen.“ Zitat Seite 21

Als dann die “Dachbewohnerin“ Indrani hinzukam, erschloss sich auch endlich ein roter Faden. Stolperzunge's Erlebnisse entwickelten sich zu einer Reise, um einem großen Rätsel auf die Spur zu kommen. Dabei spielte auch der etwas trottelige, aber furchtlose Steingesicht, ein Begleiter der Beiden, sowie viele fantastisch grauenvolle Wesen eine große Rolle, die zu unterhalten wussten.

Trotzdem bleibt das Thema Tod und Überleben eine ständige Begleiterscheinung, die die Szenerie düster und grausam gestaltet. Auch wenn sich das Hauptaugenmerk im Verlauf auf die drei Suchenden und das Ziel fokussiert.

Der Schreibstil ist  ansprechend und mitreißend, aber durch viele fremdartige Bezeichnungen, wie Dach, Feuchtpfade, Sphären etc. anfangs etwas schleppend in Fahrt gekommen, weil ich während des Lesens kurze Pausen zum Überlegen, Übersetzen der Bezeichnungen einlegen musste. Nach Verinnerlichen der Bedeutungen flogen die Seiten aber später nur noch dahin.

Den Figuren hätte der Autor gerne ein bisschen mehr Zeit widmen können. Alles in Allem habe ich zwar mit ihnen gelitten und konnte ihre Handlungen und Gefühle nachvollziehen, aber es fehlte noch der letzte Schliff Tiefgang. Allerdings war das für mich nicht störend, dafür gab es viel zu viel zu entdecken und ergründen.

Deshalb ist diese Geschichte auch etwas ganz Neues, Fremdartiges. Erstmal ungewohnt und vorsichtig beäugt, bestimmt die Neugier den Weg und wenn man sich sicher ist, dass diese Erkundung sich lohnen könnte, hat sie einen schon gefangen.

Genau so erging es mir mit “Die Kuppel“, dessen Ende das Komplettpaket rund abschließt, dem Leser ein vollständiges Happy End aber zunächst verwehrt. Dafür wurde viel Spielraum für eine Fortsetzung geschaffen, die den Titel “Das Ende des Himmels“ trägt.


Dieses Buch ist nichts für schwache Gemüter und der Leser sollte sämtliche Moralvorstellungen beiseite schieben, wenn er sich auf dieses außergewöhnliche Werk einlassen möchte. Ich habe diese Herausforderung angenommen und mich mit den Hauptfiguren durch eine grausame, aber auch faszinierende und völlig fremde Welt gekämpft.
Und es hat sich gelohnt! Bekommen habe ich eine Geschichte, die einzigartig und frei von sämtlichen Klischee's ist.

Die Kuppel ist ein Horrorfantasy Abenteuer mit dystopischen Ansätzen, die sich aber erst zum Ende hin offenbaren.


Schreibstil: 4/5
Idee: 5/5
Umsetzung: 4/5
Charakter Beschreibungen: 4/5
Location/Hintergründe: 4/5
Handlungsverlauf/Spannungsbogen: 5/5

Gesamtbewertung:
4 von 5











4 Kommentare:

  1. Hey!

    Das hört sich ja echt abgefahren an! Das Thema "fressen oder gefressen werden" fände ich jetzt gar nicht mal so schlimm, wenn es gut und schlüssig umgesetzt wird - und das scheint ja hier der Fall zu sein.

    Bei dem Namen "Stolperzunge" kam mir (natürlich) sofort Zauberzunge aus der Tintenwelt in den Sinn :D Das ging mir auch beim Lesen deiner Rezi nicht mehr aus dem Kopf ... aber ich denke im Buch würde ich das ganz schnell vergessen ^^

    Allerdings stört mich, dass das Ende auf eine Fortsetzung hingearbeitet hat und die noch nicht erschienen ist und nicht mal geplant?
    Ist ja immerhin von 2009 ... deshalb lass ich erstmal die Finger davon und warte ab. Wenn da noch weitere Bände kommen, dann überlege ich mir das gerne nochmal ;)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ja. Und leider. Ich wusste ja nicht, dass es so offen endet und habe auch direkt gesucht, aber nichts gefunden. Wäre sofort bei mir eingezogen, ausnahmsweise. ;-) Ich hoffe da kommt noch was. Der englische Titel verrät es ja auch, was mir erst beim Fertigstellen des Beitrags aufgefallen ist. :(

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    2. Ah, ich habe gerade entdeckt, dass es eine Fortsezung gibt. Ich korrigiere gleich mal, füge ein und hole mir das gute Stück. =) Nur Band 3 scheint wirklich noch nicht erschienen zu sein.

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    3. Ahhh immerhin :)

      Ich warte ja mittlerweile fast immer, bis alle Bände erschienen sind.
      Hatte jetzt leider doch desöfteren das Pech, eine Reihe anzufangen, bei der es dann eben keine Fortsetzung mehr gab oder nur auf englisch ...

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