09 November 2016

Rezension: Ödland-Der Keller von Christoph Zachariae



ÖDLAND~Der Keller (01)
Taschenbuch: 240 Seiten
Verlag: LUCID DREAMS
eBook Verlag Christoph Zachariae; Auflage: 2(2015)
Preise:
Taschenbuch EUR 9,99
E-Book EUR 3,99
ISBN: 978-3000501104
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahre
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Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Sie ging vor vierzig Jahren unter. Aus Ressourcenknappheiten wurden Verteilungskämpfe, aus regionalen Konflikten Flächenbrände. Das Kartenhaus Zivilisation brach zusammen. Vom Land und von den Städten blieben nur Wüsten und Ruinen übrig: Das ÖDLAND.

Die Überlebenden rotteten sich zusammen und zogen sich in abgeschiedene Enklaven zurück, in versteckte Keller, alte Bergwerke, verbarrikadierte Dörfer und unzugängliche Stadtteile, versuchten nicht entdeckt zu werden und zu überleben. 
Denn durch die verwüsteten Landstriche zogen bewaffnete Banden. Auf der Suche nach Essbarem griffen sie jeden an, der ihnen in die Quere kam und machten das Ödland zu einem Ort, den niemand freiwillig betrat. 

Mega, ein neunzehnjähriges Mädchen, wächst in einer Enklave auf. In einem Heizungskeller unter einer verfallenen Universität. Die junge Frau hat einen Traum: Eines Tages will sie den Keller verlassen und die Welt erkunden, denn die muffige Enge lässt sie die Betonmauern hochgehen und das ewige Stillsein und Verstecken entspricht überhaupt nicht ihrem Wesen. 

Erzählt wird Megas Reise durch das ÖDLAND zu den Ursprüngen ihrer Existenz, denn Mega hat nie vergessen, dass sie nicht im Keller geboren wurde.




Dieses Buch wurde mir vom Autor selbst ans Herz gelegt und da ich inzwischen nur noch selten Rezensionsexemplare entgegen nehme, war ich erstmal skeptisch und musste die Leseprobe lesen, die mich so sehr angesprochen hat, dass ich mehr erfahren wollte.

Die Geschichte beginnt ziemlich mysteriös mit dem verwahrlost umherstreifenden “Hagen“, der auf der Suche nach Nahrung und Wasser in einer verlassenen Stadt landet und dort auf auf das rothaarige Mädchen mit dem tätowierten Stern unterm Auge trifft. Mega. Irgendetwas verbindet die beiden Protagonisten, aber was bleibt bis zum Ende ungeklärt.

Schon in diesen ersten Szenen konnte der Autor mit einem Auge für's Detail Einblicke in die vollkommene Ödnis gelungen übermitteln, einer Welt die völlig zerstört ist und ihrer Ressourcen beraubt wurde, was gar nicht so abwegig erscheint.
Was für uns normal ist, gehört in diesem Endzeit Roman schon lange der Vergangenheit an, die Welt ist eine ausgedörrte Wüste und der Kampf ums Überleben wird von den Stärksten und Grausamsten bestimmt.

Folter, Mord, Vergewaltigung und Kannibalismus stehen an der Tagesordnung, ausgeübt von zusammengewürfelten Gruppierungen und der Anführer einer dieser Gruppen ist ausgerechnet Hagen, der nur nach Außen den unbarmherzigen Söldner zu wahren scheint. Innerlich brechen aber immer wieder, wenn auch nur kurze, Gefühlsregungen durch, die vor Allem mit der zweiten Hauptfigur Mega zusammenhängen.

Kinder, Frauen und Unterlegene stehen in dieser neuen Rangordnung weit unten, was der Leser bei der Belagerung der Moorsiedlung extrem zu spüren bekommt und wahrlich nichts für schwache Nerven ist. Die Männer aus Hagen's Trupp sind absolut krank und geistesgestört und trotzdem wirkt alles irgendwie glaubwürdig.

Klingt interessant? Ist es auch, aber durch die sprunghaften Perspektiven-Wechsel zwischen Hagen und Mega auch reichlich verwirrend im ersten Viertel. Während Hagen's Handlungsverlauf die gegenwärtige Situation beschreibt in der er sogar schon auf Mega trifft, zeigt Mega's Perspektive zunächst vergangene Zeiträume aus ihrem Leben im “Keller“. Genauso verhält es sich mit der wörtlichen Rede, die nicht als solche spezifisch gekennzeichnet wurde. Dieser Erzählstil war gewöhnungsbedürftig, aber nach Eingewöhnung und einer gradlinigeren Trennung der Perpektiven, konnten die weiteren Ereignisse problemlos fesseln.

Wer nun mit einem spannungsgeladenen Roadtrip quer durch die verendete Welt mit viel Action rechnet,den muss ich etwas enttäuschen. So richtig temporeich wird es erst zum Ende hin, als Mega ihre Reise antritt.
“Ödland - Der Keller“ war für mich erstmal mehr eine Einführung, eine Betrachtungsweise über die Zustände, Einblicke in die Vergangenheit und das Seelenleben der Hauptfiguren, wodurch Mega mir ans Herz wuchs.

Sie hat nämlich nur mit Glück als Kind überlebt, weil die Wissenschaftler der Enklave sich ihrer annahmen. An die vorigen Jahre hat Mega keine Erinnerung, was es ihr nie leicht gemacht hat, sich anzupassen. Vor allem der tätowierte Stern gibt Rätsel auf, die sie quälen und beschäftigen.
Ihr Auftrag bringt sie ihrer eigenen Vergangenheit aber immer näher, dabei handelt es sich nur um Kleinigkeiten, wie der Umgang mit Waffen, den sie instinktiv beherrscht, genauso Reflexe und Kampfgeist.

"Ihr wurde klar, dass sie lernen musste Distanz zu halten, die Dinge nicht so nah an sich ranzulassen, sonst würde sie das Ödland nicht überleben."90% des E-Books

Letztendlich bleiben aber viele Fragen offen:
*Was hat es mit Mega's und Hagen's Verbindung auf sich? *Wer war Mega vor dem “Keller“? *Wird Hagen sich weiterhin als Anführer des Söldnertrupps durchsetzen können? *Und auf was warten sie in der Moorsiedlung? *Wird Mega noch ihr Ziel erreichen?  *Wenn ja, wie soll sie wieder zurückkommen bei den ganzen Hindernissen? *Was hat sich bei der großen Katastrophe vor vierzig Jahren genau zugetragen?

Fragen über Fragen, die sich nach dem abrupten Ende in den Folgebänden hoffentlich noch aufklären werden und nicht in Vergessenheit geraten.



Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der schriftlichen Umsetzung des Autor's konnte “Ödland-Der Keller“ von Christoph Zachariae mich trotzdem fesseln. Hinter diesem Endzeit Szenario steckt viel Potenzial, was noch nicht vollkommen ausgeschöpft wurde und mit vielen offenen Fragen und einem überstürzten Ende abschließt.

Die vielen eingewobenen Details, die Beschreibungen zur Moorsiedlung und die geheimnisvolle Verbindung zwischen Mega und Hagen machen die Geschichte lesenswert und vor Allem neugierig auf die Fortsetzung “Ödland- Das Versteck im Moor“, welches bereits erschienen ist.

So oder so ähnlich könnte es aussehen, wenn die letzten Menschen in einer längst vergangenen Welt versuchen ihr Überleben zu sichern.  Ungeschönt, brutal und erschreckend glaubwürdig.

Erzählstil+Umsetzung: 3/5
Idee+Ausarbeitung: 3 ½/5
Charaktere: 4/5
Spannung/Tempo: 3 ½/5

3 ½ von 5 Sterne 


Viel Potenzial, Umsetzung verbesserungswürdig und trotzdem mitreißend!

©Katies Fantastische Bücherwelt

Ein herzliches Dankeschön an den Autor für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares.


Andere Meinungen:

Die Reihe:

ÖDLAND Erstes Buch Der Keller
ÖDLAND Zweites Buch Das Versteck im Moor
ÖDLAND Drittes Buch Die Fabrik am Fluss
Band 4 "Viktoriastadt" in Arbeit! Mehr dazu auf: LUCID DREAMS

ÖDLAND Erstes Buch Der KellerÖDLAND Zweites Buch Das Versteck im MoorÖDLAND Drittes Buch Die Fabrik am Fluss
Christoph Zachariae

Über den Autor:
Christoph Zachariae wird 1972 als Sohn eines Flugzeugingenieurs und einer Lehrerin in Bremen geboren. Vom Vater übernimmt er die Begeisterung für Technik und Raumfahrt, von der Mutter die für Kunst und Museen.

Im Alter von 12 Jahren schreibt er die erste Kurzgeschichte. Ab 1993 studiert er Filmwissenschaften und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum und realisiert Fotoausstellungen. Aus eigenen Drehbüchern entstehen Kurzfilme, die auf zahlreichen Festivals laufen. 1996 wechselt er an die Filmakademie Ludwigsburg und schließt ein Regiestudium ab.

Seine Leidenschaft gehört der Fantastik in allen Schattierungen und Genres.

2 Kommentare:

  1. Guten Morgen Katie!

    Das Buch hatte ich auch schon öfters im Auge, aber zu der Zeit hatte ich mehrere mit diesem Szenario bzw. mit einer zerstörten Zukunft auf meiner Wunschliste und Ödland ist irgendwie immer ins Hintertreffen geraten.

    Jaaaa, nach deiner Rezi bin ich jetzt auch nicht wirklich überzeugt. Es klingt spannend, weil ich nicht unbedingt Action brauche und grade die Beschreibungen, wie da Überleben funktioniert, finde ich total faszinierend, aber so ganz begeistert klingst du nicht ^^
    Wirst du denn die Fortsetzung lesen?

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Wenn ich die Möglichkeit bekomme, würde ich die Fortsetzung ganz bestimmt lesen. Es sind ja auch sehr viele offene Fragen bestehen geblieben, die neugierig auf mehr machen. Der Schreibstil hat sich im weiteren Verlauf auch extrem verbessert, als wenn der Autor an der Entwicklung gewachsen ist. Es gab halt aber ein paar Kritikpunkte, die ich einfach nicht unbewertet lassen konnte. ;-) Wer sich nicht daran stört, dass es hier und dort mal ein bisschen "holprig" erscheint, dem kann ich das Buch Herz legen. Da gehen die Meinungen ja sehr stark auseinander. ;-)

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